Übungsaufbau
Diese Übung funktioniert nur in einer Gruppe von mehreren Personen. Ich denke, damit sie gut umzusetzen ist, müssten mindestens drei Personen am Tisch sitzen.
Schritt 1 – Schreibe auf einen Zettel einen kurzen Satz, einzelne Wörter oder einen Gedankengang.
Schritt 2 – Reiche den Zettel deinem Nachbarn (nach links oder rechts ist nicht von Bedeutung, nur müsste die Gruppe eine Richtung auswählen, damit niemand durcheinander kommt). In unserer Gruppe ging der Zettel zum linken Nachbarn.
Schritt 3 – Schreibe eine Geschichte zu dem Zettel, den du von deinem Nachbarn erhalten hast.
Meine unmittelbaren Gedanken dazu: Ich gestehe, ich wer erst ein wenig enttäuscht 🙂 Ich dachte zuerst – ja, das dachten wir vermutlich alle – dass wir den Satz auf den Zettel zur Inspiration für eine eigene Geschichte nehmen werden. Niemand war darauf vorbereitet, eine Geschichte zum Zettel des Nachbarn zu schreiben. Ich weiß noch, es wurde einige Male sogar danach gefragt, ob wir wirklich zum Zettel des Nachbarn etwas schreiben sollten. Die Gruppenleiterin war aber unerbittlich: JA! Es ging eben darum, spontan zu sein und sich nicht zu viele Gedanken im Vorfeld zu machen. Schade… ich hatte zu meinem Zettel eine so schöne Geschichte parat (ich hatte mir wirklich was dabei gedacht). Aber gut, das war eben die Übung. Also Konzentration und los gings!
Der Satz, den ich erhalten hatte: Weiberfastnacht – ich bin in meiner Straße eingesperrt, Zäune, Absperrungen, Drängeln, Gitter.
Mein Text (ich habe die Übung tatsächlich im Text ein wenig abgewandelt, aber das fand niemand schlimm):
Hier stehen wir. Schön rausgeputzt, mit Glitter in den Haaren, schick geschminkt, mit wehenden Fahnen – ach Quatsch! Mit bunten Kostümen, natürlich! Ich bin ein irischer Kobold – ich habe eine Faszination zu Irland entwickelt. Mein Kostüm ist eine schillernde Kombination aus Schwarz und Neongrün mit dem obligatorischen Kessel voll Goldstücken auf mein T-Shirt aufgemalt. Der Kobold kommt gut an. Einige meisten mir ihre Wünsche aufsagen. Andere fragen mich nach dem Ende des Regenbogens und wiederrum andere halten mich für eine Fee – eine Fee! Also wirklich! Das verbitte ich mir energisch.
Meine beste Freundin drängelt hinter mir. Sie hat ein Kostüm, das an Tänzerinnen der 20er Jahre erinnert. Der 1920er Jahre, wohlgemerkt. Wie einfach wir vergessen, dass wir in den 20ern leben.
Überall Absperrungen, kein Glas – es klirrt regelmäßig am Eingang der Zülpicher Straße, wenn der Sicherheitsdienst die teuren, manchmal noch vollen Flaschen gnadenlos in ihren großen Containern pfeffert. Wir schieben uns weiter, quetschen uns durch den streng bewachten Eingang, laufen hierhin und dorthin. Überall ist Musik, Tanz, grölende Menschen, lachende Menschen, knutschende… na ja… ihr wisst, was ich meine.
Wir bewundern die Kostüme, eines elaborierter als das andere. Die meisten haben sich sehr viel Mühe gegeben, einige sehen aus, als ob sie gleich auf einer Theaterbühne steigen und die Performance ihres Lebens geben werden.
An einer Stelle stehen einige Feiernde aufgestellt in einer Reihe. Es sind sechs oder sieben, ich zähle nicht so genau. Ihre Kostüme – Polizeisondereinheiten – sehen super aus! Absolut detailgetreu bis ins Kleinste. Einige von ihnen singen mit der Menge, andere schunkeln ein wenig mit der Musik. Ich laufe an ihnen vorbei und rufe begeistert: „Tolle Kostüme! Super gemacht!“
Einen Augenblick sieht mich die ganze Reihe ein wenig verdattert an. Ich schaue genauso verdattert zurück. Wasn? War doch ein Kompliment!
Bis ich meine beste Freundin hinter mir schallend lachen höre: „Süße, das sind echte!“ Plötzlich lachen sie alle – alle bis auf mich. Irgendwie werden meine Koboldöhrchen gerade sehr heiß.
[…] So eine Überraschung hatte ich schonmal in einer Gruppenübung – hier habe ich euch die Übung mal Beschrieben: Ein vorgegebenes Setting. […]